4. Juli 2017

Infrastruktur – Anleger stecken ihr Geld in Straßen

Fachartikel aus www.handelsblatt.com

Die Fahrt auf der Autobahn oder in öffentlichen Verkehrsmitteln gehört in Deutschland zum Alltag der Menschen. Doch bei der dazu nötigen Infrastruktur droht das wirtschaftlich stärkste Land der EU den Anschluss zu verlieren. Verspätungen bei der Bahn, löchrige Straßenbeläge oder schlecht ausgestattete Schulen markieren das Ausmaß der Probleme.Unter den G20-Ländern weist Deutschland den geringsten Anteil an Investments in die Infrastruktur auf. Zwischen 2008 und 2013 gab das Land nur zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) für die Infrastruktur aus. Um den Bedarf zu decken, müsste Deutschland bis 2030 zusätzlich pro Jahr 0,4 Prozent des BIP investieren, wie eine Studie der Beratungsgesellschaft McKinsey zeigt.

„Die Infrastruktur ist das Rückgrat moderner Volkswirtschaften. Funktionierende Straßennetze, Autobahnen, Flughäfen, Krankenhäuser oder eine solide Stromversorgung sind die Voraussetzung für Erfolg und Wachstum in einer von Globalisierung geprägten Gesellschaft“, sagt Thomas Oliver Müller, Vorstandsvorsitzender und Gründer der Deutschen Finance Group. Deutschland droht langfristig an Wachstumspotenzial einzubüßen.

Wachsender Bedarf weltweit

Ganz klar ist, dass die Infrastruktur weiter ausgebaut werden muss. In Deutschland wie auch weltweit. Ganz besonders in Schwellenländern, die mit dem Bau von Eisenbahnen und Straßen erst grundlegende Voraussetzungen für langanhaltendes Wirtschaftswachstum schaffen. Die Deutsche Finance Group setzt sich intensiv mit neuen Entwicklungen auseinander: „Wir beschäftigen uns mit Megatrends wie Globalisierung, Bevölkerungswachstum, der Urbanisierung, der Demografie oder der wachsenden Mittelschicht in Schwellenländern“, sagt Müller. Ein gutes Beispiel ist die demografische Entwicklung: Der Anteil älterer Menschen steigt. Entsprechend müssen Staaten Pflegeeinrichtungen schaffen oder die ärztliche Versorgung anpassen.

Auch die Digitalisierung erfordert Investitionen in schnelle Netze. Immer mehr Kommunen stellen öffentlich zugängliche WLAN-Netze zur Verfügung. So soll allein die Zahl der WLAN-Netze weltweit von 94 Millionen auf 542 Millionen steigen. Kein Wunder, dass öffentliche Haushalte weltweit die Kosten für Infrastruktur nicht mehr allein aufbringen können. Für den europäischen Markt sind bis 2030 zum Erhalt und Ausbau Investitionen in Höhe von knapp zehn Billionen US-Dollar notwendig. Angesichts von Staatsverschuldung und mangelnder finanzieller Spielräume ein Ding der Unmöglichkeit. Nichtstaatliche Investoren werden in Zukunft immer wichtiger, um finanzielle Mittel für Straßen, Energienetze oder Pflegeheime zur Verfügung zu stellen.

Anleger suchen lukrative und stabile Investments

Für Institutionelle Anleger sind Infrastruktur-Fonds lukrative Investments. Sie bieten häufig auf lange Sicht sichere und planbare Zahlungsströme. Ein weiterer Vorzug: Erträge und der Wert von Infrastruktur-Anlagen sind keinen großen Schwankungen unterworfen. Sie ermöglichen in der Regel auch einen Inflationsschutz. Denn die Nutzungsgebühren werden meist den steigenden Preisen angepasst.

Investoren profitieren von einem weiteren zentralen Vorteil: Die Erträge und die Wertentwicklung solcher Investments sind meist unabhängig von den Kursen von Aktien oder Anleihen. Weil diese Wertpapiere an Börsen gehandelt werden, unterliegen sie starken Schwankungen. Das ist bei Infrastruktur-Investments nicht der Fall. Deswegen eignen sie sich ideal, um ein Portfolio zu diversifizieren. Ein Aspekt, den viele institutionelle Investoren offensichtlich schätzen.

Stark steigendes Interesse

Die Summe an Investments in alternative Geldanlagen ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Für beide Seiten eine Win-Win-Situation: Für den Staat, der durch die Finanzierung der Infrastruktur die Leistungsfähigkeit der Volkswirtschaft erhalten und weiter ausbauen kann, wie für Investoren, die sich über stabile Erträge freuen. Ein Trend, der sich in den kommenden Jahren in Industrie- und Schwellenländern weiter durchsetzen wird.

 

 

 

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