16. Februar 2017

Reicht die durchschnittliche Rente von 1.300,– Euro noch aus?

Editorial des Deutsche Finance Group-CEO Thomas Oliver Müller

Um fürs Alter finanziell richtig vorgesorgt zu haben, sollte man sich nicht nur auf die staatliche Rente verlassen, sondern private Eigeninitiative ergreifen. Eine diversifizierte Anlagestrategie schafft die Basis für ein ausgewogenes Rendite-Risiko-Verhältnis. Alternative Investments bieten eine Möglichkeit, die Anlagestrategie breit aufzustellen. 

Bei einer Umfrage im Jahr 2016 zum Thema Altersvorsorge glaubten nur 34 Prozent der Befragten, dass sie finanziell gut für die Rente vorgesorgt haben. Die Mehrheit macht sich jedoch Sorgen um ihre Zukunft. Und das mit Recht. Laut einer aktuellen Schätzung des Arbeitsministeriums ist ein Drittel der Beschäftigten von Altersarmut bedroht. Die gesetzliche Rente basiert auf dem Generationenvertrag und stellt grundsätzlich eine gute Basis dar. Das damit verbundene Umlagesystem nach dem Prinzip „Lohnarbeiter finanzieren Rentner“ steht jedoch vor großen Herausforderungen.  Bereits die Tatsache, dass die Deutschen immer älter werden, belastet das Rentensystem sehr. Die Lebenserwartung von heute 65-jährigen Männern steigt in Zukunft auf 87 Jahre – bei Frauen sind es sogar 90 Jahre. Das Umlageprinzip stößt an seine Grenzen. Es gibt zu viele Rentner und zu wenige, die für diese Renten zahlen. 1965 waren es etwa 5 Beitragszahler, die einen Rentner finanzierten. Heute kommen 100 Beitragszahler für 35 Rentner auf und 2060 werden es 61 Rentner sein.

Die Menschen werden künftig deutlich länger arbeiten müssen oder die Renten werden so niedrig, dass sich Rentner eine Nebenbeschäftigung suchen müssen, um über die Runden zu kommen. Alternativ dazu steigen die Rentenbeiträge so exorbitant an, dass neben den sonstigen Ausgaben kaum noch etwas zum Leben übrigbleibt. Eine intelligente Rentenreform ist gefragt, die eine Kombination aus der gesetzlichen, betrieblichen und privaten Vorsorge darstellt. Die Deutschen können sich nicht mehr ausschließlich auf das gesetzliche Rentensystem verlassen. Eigenverantwortung und Eigeninitiative müssen in der Zukunft im Vordergrund stehen: die private Vorsorge!

„Entweder die Menschen arbeiten deutlich länger oder die Renten sinken oder die Beiträge steigen. Die gesetzliche Rente wird nicht reichen.“

Beim Sparen zeigen die Deutschen Initiative und sind dabei im internationalen Vergleich weit vorne. Monat für Monat legen sie rund 10 Prozent ihres Einkommens beiseite. Inzwischen verfügen die privaten Haushalte über ein Vermögen von insgesamt 5,3 Billionen Euro, wie neueste Zahlen der Bundesbank belegen. Davon befindet sich mit rund 40 Prozent ein Großteil bei Banken – etwa in Form von Einlagen wie Sparbücher und Tagesgeld. Allerdings entfallen davon fast 60 Prozent auf die reichsten 10 Prozent der Haushalte in Deutschland.

„Niedrige Zinsen erschweren das Sparen“

In der Vergangenheit waren Flexibilität und Sicherheit bei Anlageentscheidungen von großer Bedeutung, was sich bei der Gewichtung in Spareinlagen und Tagesgeld widerspiegelt. Genau diese Anlagestrategie steht vor großen Herausforderungen und es ist angebracht, seine Vermögensstruktur an die aktuellen Marktgegebenheiten anzupassen. Die Zinsen für Tages- und Festgeld sind in den vergangenen Monaten massiv gesunken.

Zwischen 1991 und 2007 erzielten Anleger noch eine reale Gesamtrendite von 3,5 Prozent im Jahr. Seit Ausbruch der Finanzkrise bis Anfang 2015 sank sie auf 1,5 Prozent. Seit 1991 liegt die reale, um die Inflation bereinigte, Rendite von Bankeinlagen meist unter einem Prozent – zeitweise war sie sogar negativ. Bei vielen Sparformen machen Sparer nach Abzug der Inflation inzwischen Verluste.

„Alternative Anlageformen und Investments sind gefragt.“

Das aktuelle Niedrigzinsumfeld macht nicht nur Privatanlegern Sorgen, sondern auch Großinvestoren wie z. B. Versicherungen, die wie keine anderen in der Branche auf Sicherheit bedacht sind. Ihre Anlagestrategie ist stark geprägt von Investitionen in klassische Staatsanleihen. Schon jetzt rentieren nach Berechnungen von Fitch Ratings weltweit Staatsanleihen im Gesamtwert von 11,7 Billionen Dollar negativ. Negativ werden Renditen von Anleihen, wenn die Kurse so stark steigen, dass Anleger trotz Zinszahlungen am Ende der Laufzeit nominal – also unabhängig von der Inflation – weniger Geld zurückbekommen als sie angelegt haben.

Ein schwieriges Thema, wenn man bedenkt, dass die kapitalgebundene Lebensversicherung für die private Altersvorsorge stets ein Basisprodukt der Deutschen war. Rein statistisch besitzt jeder eine solche Lebensversicherungspolice – rund 95 Millionen Verträge wurden bisher abgeschlossen. Das Nullzinsumfeld lässt die Renditen schrumpfen und der Garantiezins ist drastisch gesunken. Wer ab 2017 eine klassische Lebensversicherung abschließt, erhält eine Garantiezusage über gerade einmal 0,9 Prozent – und dies nur auf den sogenannten Sparanteil. 2007 lag der Garantiezins noch bei ca. 2,25 Prozent. Die aktuelle Zinsentwicklung stellt Privatsparer und professionelle Investoren vor die gleiche Herausforderung – alternative Anlageformen und Investments sind gefragt!

Alternative Investments sind innovative Anlagestrategien, die der besseren Diversifizierung und Optimierung der Rendite- Risikostruktur eines Portfolios sowie zur Reduzierung der Volatilität dienen. Insbesondere Sachwert-Investments in Immobilien und Infrastruktur bieten nicht nur für Großanleger, sondern auch für Privatanleger langfristig kalkulierbare Erträge. Infrastruktur ist das Rückgrat moderner Volkswirtschaften. Sie ist Voraussetzung für Erfolg und Wachstum in einer von Globalisierung geprägten Gesellschaft. Infrastruktur projekte haben in der Regel ein stabiles Ertragspotential und eine starke Wettbewerbsstellung. Grund dafür ist eine große Kundenbasis, da sie zum Teil täglich genutzt werden und nicht ersetzbar sind. Die OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) sieht alleine in Europa in den nächsten 15 Jahren einen Finanzierungsbedarf im Bereich der Verkehrs-, Energie- und Bildungsinfrastruktur in Höhe von 10 Billionen Dollar. Der Bedarf wächst stetig und kann von staatlicher Seite kaum mehr finanziert werden. Daher stehen Infrastrukturinvestments immer stärker im Fokus von Großinvestoren. Attraktiv sind sie unter anderem wegen der stabilen und konjunk turresistenten Cashflows, einer geringen Korrelation mit ande ren Anlageklassen und der monopolartigen Marktposition.

„Immobilie – eine Anlageklasse mit interessantem Rendite-Risiko-Verhältnis.“

Immobilien sind historisch gesehen attraktive Kapitalanlagen, die dem langfristigen, konservativen Vermögensaufbau dienen. Als wertstabile Anlageobjekte sind sie seit jeher ein zentraler Bestandteil bei einem ausgewogenen Anlageportfolio. Nur wenige andere Anlageformen bieten eine ähnliche Sicherheit und einen vergleichbaren Vermögens- und Inflationsschutz. Als eigene Anlageklasse mit interessantem Rendite- Risiko-Verhältnis weisen Immobilien – verglichen mit traditionellen Anlagestrategien – eine geringere Korrelation mit den Kapitalmärkten sowie eine niedrige Volatilität auf. Großinvestoren setzten bei Immobilieninvestments nicht nur auf den „Heimatmarkt“, sondern auf eine internationale und breit diversifizierte Strategie. Ganz im Sinne einer bekannten Aussage zu einer erfolgreichen Anlagestrategie „Nicht alle Eier in einen Korb legen“!

Alternative Investments in Sachwerte stellen nicht nur in Zeiten von Niedrigzinsen eine interessante Anlagemöglichkeit für private und institutionelle Investoren dar. Vielen deutschen Privatanlegern ist diese Anlageklasse jedoch noch unbekannt bzw. viele scheuen sich noch vor dieser Form der Geldanlage. Sie lassen damit – auch mit Blick auf ihre Altersvorsorge – attraktive Renditepotenziale verstreichen und verzichten auf eine breitere Risikodiversifizierung ihrer Kapitalanlagen.

Das vorliegende Factbook setzt genau an diesem Punkt an. Dabei geht es nicht darum ein Plädoyer für eine bestimmte Anlageklasse zu halten, sondern – ausgehend von der Tatsache, fürs Alter privat vorsorgen zu müssen – fundierte Informationen sowie Daten und Fakten zu verschiedenen Möglichkeiten der Vermögensbildung- und -anlage aufzuzeigen.

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Thomas Oliver Müller, Vorstandsvorsitzender der Deutsche Finance Holding