5. April 2017

Trump – was bringt uns das neue Amerika?

Ein Marktkommentar von Symon Hardy Godl

Der neue US-Präsident Donald Trump hat im Wahlkampf viele politische und wirtschaftliche Statements abgegeben. Für Volkswirtschaftler sind manche seiner Gedanken grenzwertig. Es bleibt abzuwarten, welche dieser Gedanken am Ende jedoch umsetzbar sind. Dennoch lohnt es sich, die Statements des US-Präsidenten und die damit zusammenhängenden Folgen zu betrachten. Zunächst einmal hat Donald Trump in seinen Wahlkampfreden angekündigt, die Steuern zu senken – ohne bei den Staatsausgaben zu sparen. Er will den „hart Arbeitenden“ in der Bevölkerung wieder ehrliche Arbeit zu fairem Lohn geben. Die Arbeiter erhoffen sich von seinem Kampf gegen angebliche Nachteile der USA in internationalen Handelsabkommen größere Freiheiten. Das amerikanische Öl will Donald Trump als Faustpfand gegen die von ihm verhassten Scheichs nutzen. Beifall für Trumps Wirtschafts- pläne kommt von der Waffenindustrie, aber auch von Großfarmern und natürlich den Ölmagnaten in Texas.

 

WIRSCHAFTSENTWICKLUNG

Donald Trump verspricht bis zu 25 Millionen neue Arbeitsplätze in den nächsten zehn Jahren. Ermöglichen sollen dieses gigantische Jobprogramm radikale Steuersenkungen. Der Höchstsatz bei der Einkommensteuer soll von knapp 40 auf 33 Prozent sinken, die Un-ternehmensteuer von 35 auf 15 Prozent. Plan dabei ist, dass diese Steuerreform einen Investitions-Boom auslöst und die US-Konzerne gegenüber der ausländischen Konkurrenz gestärkt werden. Liberalisierung und Deregulierung sind dabei Trumps Pläne für die Industrie. Die Steuersenkungsprogramme sind jedoch nicht gegenfinanziert, dem US-Haushalt drohen Ausfälle in dreistelliger Milliardenhöhe. Damit würde der Schuldenberg der USA weiter wachsen, manche fürchten sogar eine neue Schuldenblase.

 

FREIHANDELSZONEN

Trump tritt als entschiedener Kritiker von Freihandelsverträgen auf. Die US-Mitgliedschaft in der nordamerikanischen Freihandelszone NAFTA, der neben den USA Kanada und Mexiko angehören, will Trump kündigen. Beobachter vermuten, dass Trump das Abkommen kündigt und dann die sechsmonatige Frist bis zur Wirksamkeit der Kündigung dazu nutzen will, NAFTA neu zu verhandeln. Der Präsident will dabei bessere Konditionen für die USA herausholen. Kanada und Mexiko sehen jedoch derzeit keinerlei Notwendigkeit, das Abkommen in Frage zu stellen. Eine Kündigung des NAFTA-Vertrags hätte weitreichende Folgen. Viele globale Unternehmen setzen für ihre Produkte z. B. auf günstige Zulieferer aus Mexiko oder führen von dort Produkte in die USA ein. Auch in der kanadischen Provinz Ontario haben sich viele Unterneh- men angesiedelt, um von dort aus den US-Markt zu bedienen. Ihre Produkte würden teuerer, wenn mit dem Wegfall des NAFTA-Vertrags neue Zölle drohen. Diese Information hat Trump den Amerikanern jedoch bisher vorenthalten.

 

GLOBALISIERUNG

Von der Globalisierung hält Trump wenig und Chinas Wirtschafts- macht erregt seinen Unmut. Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt subventioniert ihre Exportindustrie, um in den USA Fuß zu fassen. Trump droht Peking mit einem massiven Handelskrieg und Strafzöllen von bis zu 45 Prozent. Dabei bleibt jedoch unberücksichtigt, dass China der weltweit größte Investor in US-Staatsanleihen ist. Der größte Teil der US-Auslandsschulden liegt in China. Da Trump vorhat, einen großen Teil seines Expansionsprogrammes über Schulden zu finanzieren, wird er um China nicht herumkommen. Daher bleibt auch hier abzuwarten, was der US-Präsident am Ende wirklich umsetzt.

 

KAPITALMÄRKTE

Die Pläne von Präsident Trump erhöhen derzeit die Unsicherheiten an den Aktienmärkten massiv und Unsicherheit hassen die Anleger an den Kapitalmärkten. Nach anfänglichen Turbulenzen könnte sich allerdings kurzfristig eine Erholung einstellen, insbesondere bei den Bankenwerten, die von einer geplanten Banken-Deregulierung am meisten profitieren. Dass Trump die Staatsausgaben hochschrauben will und Steuersenkungen verspricht, könnte die gesamte US-Wirtschaft kurzzeitig ankurbeln – bis die Staatsschulden explodieren. Die US-Notenbank Fed würde nach einem Wahlsieg Trumps ihre geplante Zinserhöhung wohl weiter verschieben. Damit würde die Politik des billigen Geldes weitergeführt, obwohl die Fed kürzlich erst ein Ende der expansiven Geldpolitik angekündigt hat.

 

EINWANDERUNG

Trump hat angekündigt, die Hälfte der insgesamt elf Millionen illegalen Einwanderer ohne Aufenthaltserlaubnis abzuschieben. Entlang der mehr als 3.000 Kilometer langen Grenze zu Mexiko will Trump eine Mauer errichten. Bezahlen soll sie der südliche Nachbar Mexiko – der naturgemäß dazu nicht die geringste Bereitschaft zeigt. Das Abschieben von Millionen illegaler Arbeitskräfte hätte zudem massive Auswirkungen auf die amerikanische Gesellschaft. So berichteten Wirtschaftszeitungen, dass die US-Wirtschaftsleistung um eine Billion Dollar sinken würde, wenn alle elf Millionen „Illegale“ ausgewiesen würden. Der Staatshaushalt würde in diesem Fall um 300 Milliarden Dollar geschwächt. Eine weitere Folge: Viele US-Bürger müssten wohl ihre Jobs aufgeben, um sich selbst wieder um die Betreuung ihrer Kinder zu kümmern. Denn bislang arbeiten viele illegal eingewanderte Latinas als Kinderbetreuerin.

 

WÄHRUNGSENTWICKLUNG

Die meisten Experten erwarten, dass Trumps Erfolg den Dollar unter Druck bringt, weil Anleger Geld aus den USA abziehen dürften. Trump dürfte allerdings auch Interesse an einem niedrigeren Dollar haben, um US-Exporte günstiger zu machen. Da die USA jedoch auch viele Industriegüter unter Zuhilfenahme ausländischer Zulieferer herstellt (z. B. Automobilindustrie), würden diese Produkte durch einen schwachen Dollar in der Beschaffung jedoch teuerer.

 

ENERGIE

Großes Potenzial sehen Analysten bei den US-Energieversorgern. Unter Trump, der wieder stärker auf fossile Energieträger setzen will, dürfte das aktuelle Investitionsniveau in die Versorger-Infrastruktur weitgehend gehalten werden. Zudem würde es vermutlich weniger strikte Auflagen für Kohlekraftwerke geben. Einen weiteren Nebeneffekt wird vermutlich eine damit einhergehende geringere Neigung zum Energiesparen sein, d. h. Investitionen in Kraftwerksanlagen in den USA werden zukünftig durch einen gleichbleibenden bzw. weiter steigenden Energieverbrauch noch bessere Rahmenbedingungen aufweisen.

 

BAU UND INFRASTRUKTUR

Ein immer wieder geäußertes Ziel von Donald Trump ist die Revitalisierung der US-Infrastruktur. Dieser Bereich, der über die nächsten Jahre Investitionen von mehreren Billionen USD erreichen dürfte, kann jedoch nicht von den öffentlichen Haushalten alleine finanziert werden. Trump wird hier Konzepte bereithalten müssen, der die private Hand mit berücksichtigt. Daraus ergeben sich vielfältige In-vestitionschancen in allen Infrastrukturarten.

 

FAZIT

Die gegenwärtige Kommunikation der US-Administration ist davon geprägt, dass anfänglichen Äußerungen stets Rückschritte folgen, dass geäußerte Pläne nur teilweise umgesetzt werden, dass Vorhaben relativiert werden. Die wahre Welt ist komplexer als die von Donald Trump. Daher werden die Themen, die der US-Präsident demnächst umsetzt, vermutlich nicht so drastisch ausfallen, wie zunächst vermutet. Dennoch ist im Rahmen einer Investitionsstrategie zu prüfen, welche Auswirkungen die einzelnen Maßnahmen haben können. Die USA verfügen über einen der größten und liquidesten Immobilienmärkte der Welt. Ein stärkeres Amerika, mit einer stärkeren Wirtschaft führt letztendlich langfristig zu höheren Immobilienwerten. Vielleicht ist heute auch bei Immobilien der geeignete Zeitpunkt für einen Einstieg. In jedem Fall werden die gegenwärtigen Entwicklungen aber dazu führen, dass Infrastrukturinvestitionen in den USA massiv zunehmen werden. Wir sehen auch dies als interessante Investitionschance an, die wir weiterhin prüfen werden.

 

godl

Symon Hardy Godl, Geschäftsführer Deutsche Finance Asset Management GmbH