19. April 2017

Infrastruktur – Grundlage des Wirtschaftswachstums

Ein Marktkommentar von Symon Hardy Godl

Der demografische Wandel und die Globalisierung erfordern weltweit massive Investitionen in Infrastruktureinrichtungen. Sowohl in den aufstrebenden Schwellenländern, wie auch in den reifen Industrieländern ist der Bedarf groß, um Lebensqualität und Wirtschaftswachstum sicherzustellen. 

Donald Trump hört nicht auf, es immer wieder zu betonen: Amerikas künftiger Erfolg ist unmittelbar verknüpft mit riesigen Infrastrukturprojekten. Flughäfen, Bahnhöfe, Straßen, Brücken und Schienenverbindungen sollen saniert werden. Das ganze Land soll einen schnellen Zugang zum World Wide Web haben. Doch auch weltweit werden die Investitionen in Infrastrukturprojekte, auch bedingt durch die niedrigen Zinsen, signifikant ansteigen. Davon profitieren auch Anleger. Fast täglich kann beobachtet werden, dass Infrastruktur ständig überarbeitet wird. So werden Transportwege besser, Kommunikation und Internet schneller und Wasseraufbereitung und Abfallentsorgung besser und effektiver.

Doch bei dem aktuellen weltweiten Bedarf an neuen Infrastrukturinvestitionen bleibt noch viel zu tun. Eine Einschätzung des McKinsey Global Institutes zufolge müssten jährlich weltweit insgesamt 3,3 Billionen Dollar investiert werden, um die Wachstumsprognosen bis ins Jahr 2030 zu erreichen. In der Kategorie Transport, Energie, Wasser und Telekommunikation würden zurzeit aber lediglich 2,5 Billionen Dollar pro Jahr investiert. Die geschätzte Infrastrukturinvestitionslücke beläuft sich somit auf rund 800 Milliarden Dollar jährlich. Die große Herausforderung dabei: Investitionen in die Infrastruktur eines Landes werden in der Regel durch den Staat finanziert. Jedoch sind die größten Industrienationen stark verschuldet und haben somit nur einen geringen Spielraum, um dringend benötigte Investitionen in Straßen, Flughäfen, Kanalisation oder Energieversorgung zu tätigen. Aufgrund dieses immensen Investitionsbedarfs sind zunehmend private Geldgeber gefragt. Institutionelle Anleger investieren schon lange in Infrastruktur und auch immer mehr private Anleger entdecken dieses Thema für sich.

Die Vorteile von Infrastrukturinvestments sind deutlich. Geringe Ausfallraten und den sicheren Cashflow durch die Nutzungsgebühren. Zudem bieten Infrastrukturinvestments einen Inflationsschutz. Darüber hinaus sind Infrastrukturinvestments nur bedingt konjunkturabhängig.

Laut einer Studie der Vereinten Nationen (UN) bewohnten 1950 circa 2,5 Milliarden Menschen unseren Planeten, aktuell sind es mehr als 7 Milliarden und 2050 sollen es schon über 9 Milliarden Menschen sein. Das weltweite Bevölkerungswachstum schreitet unaufhaltsam fort. Dabei wachsen die Industriestaaten deutlich weniger dynamisch als die Schwellen- und Entwicklungsländer. Die Vereinten Nationen schätzen, dass der Anteil der Industriestaaten an der Weltbevölkerung sogar von knapp 19 % in 2005 auf 14 % in 2050 sinken wird.

Die zunehmende Weltbevölkerung in Verbindung mit einer fortschreitenden Globalisierung treiben den Welthandel voran. Mehr Waren und Dienstleistungen werden von einer immer größeren und wohlhabenderen Gesellschaft nachgefragt. So wuchs der Welthandel seit 1987 doppelt so stark wie das globale Weltwirtschaftswachstum. Die Länder mit niedrigem Einkommen werden in den nächsten Jahrzehnten real doppelt so schnell wachsen wie die Länder mit hohem Einkommen, so eine Studie der Weltbank.

Neben der Globalisierung wird der Bedarf an Infrastruktur auch durch die Urbanisierung beeinflusst. So lebt mittlerweile mehr als  die Hälfte der Weltbevölkerung in Großstädten und bis 2050 soll der Anteil auf 66 % ansteigen, prognostiziert eine Studie der Vereinten Nationen. Dieser Trend wird sich insbesondere in Asien auswirken, wo bis 2050 mehr als die Hälfte der Bevölkerung in der Stadt leben dürfte. Die Folge dieses Urbanisierungstrends ist, dass neue Millionenstädte entstehen.

In den kommenden Jahren besteht in den Industrie- und Dienstleistungsmetropolen vor allem der Bedarf an Ersatzinvestitionen in infrastrukturelle Ausstattung. Die Schwellen- und Entwicklungsländer hingegen sind mit gravierenden Überlastungs-, Umwelt- und sozioökonomischen Problemen sowie extremen infrastrukturellen Defiziten konfrontiert.

Um diesen Entwicklungen insgesamt entgegenzuwirken, ist die ganze Bandbreite an Investitionen in Versorgungs-, Bau-, Telekommunikations- und Transportinfrastruktur notwendig, aber auch im Bereich der sozialen Infrastruktur. Auch aufgrund des starken Wachstums der Schwellenländer haben die notwendigen Investitionen im Energieinfrastrukturbereich in den letzten Jahren stark zugenommen.

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Symon Hardy Godl, Geschäftsführer Deutsche Finance Asset Management GmbH