22. August 2017

Marktkommentar: Investitionen in Immobilien in Schwellenländern

Ein Marktkommentar von Symon Hardy Godl

Auf der Suche nach Rendite treibt es internationale Anleger in vermeintlich risikoreiche Anlagen. Für ein Immobilienengagement in Schwellenländer kann es jedoch immer gute Gründe geben.

Grundsätzlich gelten Geldanlagen in den Schwellenländern als risikobehafteter als Anlagen in den Industrieländern. Eine Erklärung dafür sind die oftmals noch nicht ausgereiften Rechtssysteme und die damit einhergehende politische Unsicherheit. Daher erscheint eine anhaltende Unterbewertung von Schwellenländerinvestments zu vergleichbaren Anlageobjekten in den Industrieländern plausibel. Trotzdem sollten Anleger nicht vergessen, dass für den langfristigen Erfolg einer Investition grundsätzlich die wirtschaftlichen Fundamentaldaten entscheidend sind. Politische Unsicherheiten spielen nur dann eine Rolle, wenn sie die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nachhaltig negativ beeinflussen.

Das erste Mal seit längerer Zeit verläuft der Konjunkturzyklus der Schwellenländer wieder synchron zu den Industrieländern. Auch wenn die Schwellenländer eine ziemlich heterogene Ländergruppe gemessen am Entwicklungsstadium der Wirtschaft, Politik oder Gesellschaft sind, stellt diese Konstellation einen unterstützenden Faktor für das globale Wachstum dar und wird langfristig auch positiv auf die dortigen Immobilienmärkte wirken.

In Lateinamerika macht Brasilien Fortschritte, um aus der bereits seit zwei Jahren anhaltenden Rezession herauszukommen. Zurückgehende Inflationszahlen sollten sich in sinkenden Zinsen bemerkbar machen und damit der Wirtschaft insgesamt entgegenkommen. Allerdings könnten die politischen Unsicherheiten rund um die Korruptionsvorwürfe gegenüber Präsident Temer die Fortführung der Reformen zunächst in Frage stellen. Auch Russland, das in den vergangenen Jahren wegen der Rohstoffabhängigkeit und Reformuntätigkeit ebenfalls als Sorgenkind unter den wichtigen Schwellenländern galt, scheint sich zumindest konjunkturell etwas zu stabilisieren. Der dominante Akteur unter den Schwellenländern bleibt aber China. Während auf der einen Seite die verbesserten konjunkturellen Aussichten Chinas Anleger rund um den Globus positiv gestimmt lassen, verunsichern die aufkeimenden Sorgen rund um die Verschuldung der staatsnahen Unternehmen in regelmäßigen Abständen dieselben Anleger. Insgesamt sollte eine expansive Fiskalpolitik in China, Indien und Südkorea Asiens Wachstum aber zusätzlich unterstützen.

Langfristig orientierte Anleger, wie es Immobilieninvestoren idealerweies sind, sollten sich von konjunkturellen Schwankungen und wechselnden Marktbestimmungen nicht verunsichern lassen, da strukturelle Megatrends konjunkturelle Dellen langfristig mehr als ausgleichen können. Die Wirtschaft der Schwellenländer profitiert von den sogenannten Megatrends wie Bevölkerungswachstum oder dem Entstehen einer Mittelschicht am stärksten. Entsprechend wird diese Entwicklung langfristig auch auf die dortigen Immobilienmärkte durchschlagen.

Grundsätzlich haben die Preise auf den globalen Immobilienmärkten in den letzten Jahren deutlich angezogen und mit ihnen auch, Dank der lockeren Geldpolitik der wichtigen Zentralbank, deren Bewertung. In manchen Märkten wie Kanada, Australien, Neuseeland oder Schweden und Norwegen machen sich gemäß Goldman Sachs Global Research sogar Überhitzungstendenzen breit. Ebenso lassen sich seit kurzem für die 1-A Lagen und bei High-End-Immobilien in den globalen Wirtschaftszentren Ermüdungstendenzen hinsichtlich weiterer Preissteigerung beobachten. Allerdings haben die Immobilienmärkte in den Schwellenländern diese Entwicklung nur zum Teil mitgemacht, weswegen sie gegenwärtig in Bezug auf Mietrendite und Preissteigerung ein deutlich höheres Potenzial ausweisen, als Immobilen in den entwickelten Märkten. Zudem wachsen diese Länder schneller und haben die Megatrends auf ihrer Seite. Daher erscheint die Bewertung im Vergleich zu den aktuell hoch bewerteten Immobilien aus dem High-End-Bereich in den globalen Zentren auf dem gegenwärtigen Niveau attraktiv. Dies gilt insbesondere auch für den Bereich Value Add/Opportunistisch.

Der Autor

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Symon Hardy Godl, Geschäftsführer Deutsche Finance Asset Management